Sonntag, 17. Juni 2007

Der amische Siedlungsraum im südöstlichen Pennsylvania


Die amische Minorität lebt jedoch in vielen Fällen nicht isoliert, sondern inmitten der amerikanischen Gesellschaft, was nicht ohne Einfluss auf die Gruppe bleiben kann. So liegt der Kern des amischen Siedlungsgebietes in Pennylvania – die Region Lancaster County - im Einzugsbereich der Atlantischen Megalopolis. Der öst­lichste Rand der County dehnt sich bis auf einen Abstand von 15-20 Meilen zum dicht bevöl­kerten Raum Phila­delphias aus. Bedingt durch diese insgesamt günstige räumliche Ausgangssituation ist der Raum durch einen anhaltendes Bevölke­rungswachstum und einen damit verbundenen fortgesetzten Urbani­sierungsprozeß gekennzeichnet ist.


Aber nicht nur die außer-amische Entwicklung des Raums stellt eine zunehmende Bedrohung der amischen Gesellschaft dar. Auch das religiös bedingte ungebremste amische Bevölkerungswachstum selbst stellt die Gruppe vor Problemen. Im traditionellen Kerngebiet der amischen Siedlungsregion sind hohe amische Haushaltszahlen kennzeichnend. In diesen Regionen befindet sich ein großer Teil der Flächen in amischem Eigentum oder in amischer Landnutzung. In Leacock Township befinden sich nahezu sämtliche landwirtschaftlichen Nutzflächen in amischer Hand; sie können damit in der Regel als unverkäuflich angesehen werden. "Close to the land is close to God", die religiöse Bewertung des Bauerntums innerhalb der Amischen führt zu ausgeprägten räumlichen Phänomenen.


Die Farmlandpreise in dieser dicht bevölkerten amischen Region erreichen seit Jahren die höchsten Preise in Pennsylvania und sind geprägt durch einen hohen Anteil von Käufen und Verkäufen innerhalb der amischen Familien. Dabei wird die durchschnittliche amische Farmgröße immer geringer. Soweit es eben noch wirtschaftlich vertretbar ist, teilt man die vorhandenen Farmflächen, um einer weiteren Familie eine Farmexistenz zu ermöglichen. Farmgrößen von einst 100-400 acres haben sich in diesem Prozess im Durchschnitt bis auf ca.54 acres reduziert. Die Tragfähigkeit der Farmen ist damit nahezu erreicht.


Hinzu kommt, dass die Amischen ausgesprochen familienorientiert oder "clannish" sind wie es einmal ein Mitglied der Gruppe ausdrückte. Der enge familiäre Zusammenhalt und die begrenzte Mobilität lassen sie bevorzugt in der Nachbarschaft ihrer Familie wohnen. Diese Vorliebe führt dazu, dass sich in den schon von Amischen dicht besiedelten Regionen weitere Haushalte niederlassen, die sowohl für ihre Eigenheime als auch für ihre Berufsausübung weiteres Land benötigen. Da die erforderlichen Landflächen teuer und rar sind - an den Erwerb einer Farm ist aufgrund mangelnden Angebotes meist nicht zu denken - bauen die neuen Familien auf kleinen, von Farmgrundstücken abgetrennten Parzellen. Resultat dieser Entwicklung ist die weitere räumliche Verdichtung amischer Wohnstätten in der zentralen amischen Siedlungsregion (M 14). Konnte Emil Meynen 1939 noch von dem "pennsilvanisch deutschen Bauernland" und seiner Raumprägung durch Farmen, "bank barns" und Windrädern sprechen, durchsetzen heute immer stärker amische Einfamilienhäuser das traditionelle Farmland

Dienstag, 15. Mai 2007

Religion im Alltag der Amish

Der Alltag der Amish ist stark von religiösen Leitlinien und Kodexen geprägt. Das Leben in der Gemeinschaft weist dabei typische Merkmale auf:

Diese Amischen treffen sich alle zwei Wochen reihum zu einem Hausgottesdienst (lediglich in Wilmington, Pennsylvania, trifft man sich in einem Gemeindehaus). Das Haus wird für diesen über vierstündigen Gottesdienst am Sonntag zugerüstet, zum Beispiel Zwischenwände verschoben, die große Wohnküchenstube freigeräumt, die Bänke hineingebracht oder etwa im Sommer in der Scheune Platz geschaffen oder ein Keller genutzt. Sonntagmorgen kommen die Gläubigen mitsamt ihren Kindern und Säuglingen zum Haus des sonntäglichen Gottesdienstbeherbergers und versammeln sich geschlechtergetrennt.
Das religiöse Leben zu Hause ist weniger intensiv. Man lebt stark nach Glaubensprinzipien, indessen findet kein privates Bibelstudium statt, es wird aber jeden Tag aus der Bibel gelesen, beispielsweise beim morgendlichen Frühstück, abends wird gemeinsam aus einem Gebetsbuch gelesen. Hier variieren die Verfahrensweisen der Familien deutlich. Indessen ist deutlich, dass eine private „Sonntagsschule“, eine tiefes schriftkundiges Studium nicht stattfindet, davon wird auch stark abgeraten

Die "Amische Ordnung"

Aufgrund der stark im Katholizismus verwurzelten Glaubensrichtung gehört die Bibel natürlich zu den religiösen Grundlagender Amish. Daneben kommen dem dordrechter Glaubensbekenntnis von 1632 und der amischen Ordnung große Bedeutung zu. Beide Werke haben jedoch unterschiedliche Ansprüche:

So thematisiert das Dordrechter Glaubensbekenntnis in 18 Artikeln unter anderem noch heute wirksame Prinzipien wie Wehrlosigkeit, Erwachsenentaufe, Abendmahlfußwaschung, Exkommunikation unsd die Absonderung von der restlichen Welt.

Die amische Ordnung hingegen definiert Richtlinien des amischen Lebens in der modernen Welt.
Es handelt sich hier sozusagen um die Gebote oder Kodexe der Amischen und unterscheidet zwischen amisch und weltlich, also somit nicht amisch.
Die amische Ordnung bestimmt sowohl die religiösen als auch sozialen Strukturen, die Kleidung, das Verhalten der Kinder und die Rolle der Frau. Sie ist zuständig für den Umgang mit Außen­stehenden, für die Berufswahl, sie regelt wirtschaftliche Aspekte wie z.B die Betriebsgrößen und das allgemeine wirtschaftliche Ver­halten der Amischen. Obwohl die "Ordnung" nicht schriftlich festgehalten ist, bildet sie die grundlegenden Prinzipien amischen Lebens.

Religion als Basis

Religion spielt eine tragende Rolle im Leben der Amish. Sie lenkt ihr Denken und Handeln und bildet die Grundlage für ihre Wertvorstellungen und Normen. Man lebt stark nach Glaubensprinzipien.
Die Amischen glauben nicht an die Erlösung des Menschen von den Sünden im Tod, denn das Wissen um Erlösung widerspräche den fundamentalistischen Prinzipien eines schlichten und demütigen Lebens.
Ein zentraler Begriff, um den amischen Glauben zu beschreiben ist der Begriff der „Gelassenheit“, was zum einen die Unterwerfung des menschlichen Willens unter die Fügung Gottes bedeutet und zum anderen die Voraussetzung zur Aufrechterhaltung einer nach Gottes Gesetz ausgerichteten Gemeinschaft ist. Die Amischen sehen sich also selbst als wahre Gemeinde Gottes, was sie automatisch in ein Spannungsverhältnis mit der übrigen, von Gott abgekommenen Welt bringt.

Einleitung- Wer sind die Old Order Amish?


Die Amish oder Amischen bilden eine christlich- religöse Minorität (Minderheit). Sie haben ihre Wurzeln in der Täuferbewegung des 16. Jhdts und spalteten sich von den Mennoniten ab.
Heue leben die Amish in 26 Staaten der USA in 1200 Siedlungen. Sie führen ein stark im Agrarbereich verwurzeltes Leben und sind bekannt dafür, daß sie technischen Fortschritt vielfach ablehnen und Neuerungen, wenn überhaupt,erst nach sorgfältigen Überlegungen akzeptieren.Insgesamt erscheint die Lebensweise der Amish als verschroben und völlig unberührt von Technisierung und Globalisierung.
Besonderen Wert legen sie auf Familie, Religion, Gemeinschaft und Abgeschiedenheit von der Außenwelt.
Weiterhin stammen die Amischen von Deutschschweizern und südwestdeutschen Dialektsprechern ab undsprechen untereinander deutsche Mundart.